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KATSCH me if you can - Rose Bellton


Rose Bellton war ein Mädchen wie aus einem Bilderbuch, und das war es, dass die anderen immer so gruselig an ihr fanden. Ich finde, es passte gut zu ihr, und sie passte gut zu mir.
Ihre Art hat mich fasziniert ... oft habe ich mit ihr in unserem Garten gesessen und sie einfach nur angeguckt. So hübsch war sie, so verliebt war ich. Aber es geht hier nicht um mich, sondern um Rose Bellton. Ich werde versuchen, sie so zu beschreiben, wie ich sie in Erinnerung habe, aber manches ist schwammig, weil es lange her ist. Manchmal denke ich, dieses Jahr mit Rose nur geträumt zu haben.
Ihr Haar war eine dunkelbraune Lockenmähne, die gerade so über ihre Schultern strich und so schön schimmerte wie seidige Schmetterlingsflügel.
Wenn sie ging, mit ihren federleichten, unschuldigen kleinen Schritten, fiel ihr immer eine störrische Strähne ins Gesicht, die sie dann ganz unbewusst wegschob und hinters Ohr klemmte, nur um das ganze wenige Momente später zu wiederholen.
Wenn sie mir so Morgen für Morgen in der Schule entgegenkam, fühlten sich meine Füße und Beine wie betäubt an, sodass ich Angst hatte, das Gleichgewicht zu verlieren und umzukippen.
Dann sah sie mich an und in ihren glänzenden, smaragdgrünen Augen sah ich Freude und dieses geheimnisvolle Etwas.
"Guten Morgen", flüsterte sie dann jedesmal und ihre sanfte Stimme ließ mein Herz höher schlagen.
Oft lag ich nachts wach in meinem Bett, weil ich Angst hatte, aus diesem Traum aufzuwachen.
Wenn ich diese Bilder vor meinem inneren Auge sehe, sie nochmal abspiele, zum tausendsten Mal, kann ich mir kaum vorstellen, dass das schon dreißig Jahre her sein soll. Und dann ermahne ich mich, nicht in der Vergangenheit hängen zu bleiben und nach vorne zu schauen. Aber vorne, in der Zukunft, sehe ich Rose nicht. Sie ist nicht mehr da, das versuche ich mir seit dreißig Jahren deutlich zu machen, und dennoch erwische ich mich oft bei dem Gedanken, sie könnte jeden Moment um die Ecke kommen.
Dabei würde ihr eine Haarsträhne ins Gesicht fallen ...
Wenn ich dann realisiere, dass es nicht passieren wird - und das ist gewiss - beiße ich mir auf die Unterlippe und versuche, stark zu sein.
Doch ich fühle mich so schwach.
Damals habe ich mir geschworen, für immer mit Rose zusammen zu sein und ihr habe ich es auch geschworen. Das ganze Jahr kam mir so kurz vor, und eigentlich war es auch ein einziger Frühling.
Ein Frühling, den ich nie vergessen werde, weil die Erinnerung an Rose alles ist, was mich am Leben hält, was mich daran erinnert, Tag für Tag einen Sinn in meinem Leben zu sehen.
Aber ich wollte meine Erinnerungen aufschreiben.

*******

So habe ich sie also jeden Morgen in der Schule gesehen, und nachmittags haben wir uns getroffen. Manchmal bei ihr zu Hause, dann hat sie mir auf dem Klavier Lieder vorgespielt. An eine Melodie kann ich mich noch erinnern, Ton für Ton kommt es manchmal zurück in mein Bewusstsein und ohne es zu merken summe ich es leise vor mich hin.
Wenn wir bei ihr im Klavierzimmer waren - ihre Eltern waren sehr wohlhabend, und so lebte sie in einem großen Haus - hatte ich oft das Gefühl, tatsächlich in einem Traum zu leben, auf einer Wolke, auf der alles so perfekt und so kitschig war, dass man gar nicht aufhören konnte zu lächeln.
Wir haben uns auch bei mir getroffen, im Sommer, als wir im Garten saßen und Kirschen aßen und bis spätabends redeten und lachten. Obwohl sie mich oft zum Lachen brachte, erschienen mir ihre Worte niemals albern oder kindisch, sondern immer sorgsam gewählt und von intelligenter Natur. Dennoch fühlte ich mich in ihrer Gegenwart niemals unwohl, ich kam mir nicht dumm vor, nein, sie gab mir immer das Gefühl, genau das Richtige zu sagen.
Immer wenn ich an den Sommer denke, denke ich auch an den darauffolgenden Herbst, und dabei wird mir schwindelig.
Der Abend, an dem alles begann, ist so lange her, dennoch weiß ich noch jedes Detail des
Gespräches, so als hätte ich es aufgenommen und mir noch Jahre später immer und immer wieder angehört.
Rose schaute mich an, anders als sonst, ein wenig unsicher, was sonst nicht ihre Art war. Eigentlich lag in ihrem Blick immer eine gewisse Entschlossenheit, doch jetzt war sie verschwunden.
Sie holte tief Luft, und gerade als sie den Mund aufmachte, um etwas zu sagen, schüttelte sie hastig den Kopf. Erst dann sagte sie: "Ich habe Angst."
Ich blickte sie erstaunt und verwundert an. "Wovor hast du Angst?", wollte ich sie fragen, doch sie war schon aufgestanden und wandte sich nun zum Gehen.
Sie schaute mich nicht mehr an, sondern rannte weg, durch den Garten.
Ich hörte das Gartentor klappern und sprang auf, um ihr hinterherzulaufen, doch sie war bereits weg.
  Am nächsten Morgen fragte ich sie danach, fragte, warum sie gestdern so schnell verschwunden war. Doch sie sagte nichts, sie schwieg mit einer Traurigkeit, die mich erschaudern lies und dann redete sie über etwas anderes.
Egal, wie oft ich sie noch darauf ansprach, sie ignorierte das Thema, und nach der Schule wartete sie nicht auf mich, sondern ging schnell nach Hause, ohne ein Wort zu mir.
  Ich war sehr aufgewühlt, doch obwohl ich dachte, es würde sich alles wieder geben, wurde es am nächsten Tag noch schlimmer.
Sie sprach nicht mit mir, sie sprach mit niemandem ein Wort.
In ihren Augen lag eine beängstigende Leere, die sie scheinbar aufzufressen schien, und es brach mir das Herz, sie so zu sehen. Alle meine Versuche, ihr zu helfen, scheiterten an der Tatsache, dass sie mich kaum wahrzunehmen schien, dass sie in Gedanken in einer ganz anderen Welt war.
Nachmittags rief ich bei ihr an, doch ihre Mutter sagte nur, dass sie heute noch nichts von Rose gehört hatte und eigentlich vermutet hatte, dass sie bei mir war. Nachdem ich ihr meine Beobachtungen erzählte, war sie sehr besorgt und schließlich legten wir auf mit dem Schluss, dass sie bestimmt bald wieder zu Hause wäre.
In der Schule, am nächsten Tag, war keine Spur von Rose. Sie erschien zu keinem Unterricht. Mittags rief ich ihre Mutter an, die nun mit erstickten Tränen in der Stimme bestätigte, dass sie verschwunden sein musste.
Ich war erschüttert über diese Vorfälle, machte mir große Sorgen. Doch die Tage vergingen und sie blieb verschollen.
Nach zwei Wochen hörte ich auf, nach der Schule an ihren Lieblingsplätzen zu suchen, und die Polizei gab die ermittlungen nach zwei monaten auf.
Ich weinte, Tag und Nacht weinte ich um Rose, weil ich sie für alles auf der Welt wiedersehen wollte. Den ganzen Tag lang saß ich in meinem Zimmer und starrte Löcher in die Wand, ich schlief kaum noch und hörte auf, zu Essen.
Irgendwann, in einer stürmischen Nacht, es war gerade Winteranfang, lag ich ich also wach auf meinem Bett und lauschte den Zweigen des riesigen Baumes im Garten, die an meine Fensterscheibe stießen. Dazu heulte der Wind eine traurige Melodie, und ich weinte mit ihm.
Irgendwann wurde ich auf ein drittes Geräusch aufmerksam. Es war wie ein leises Klopfen an meine Fensterscheibe, eine zarte Hand, die mit letzter Kraft dagegenschlug.
Von dem fremden Geräusch verwirrt stand ich auf und blickte aus dem Fenster in den Wald hinter unserem Grundstück. Dort war es dunkel, und dennoch konnte ich ein schwaches Licht in den Bäumen erkennen, wie ein kleines Signal, dass ab und zu aufflackerte.
Ich kniff die Augen zusammen, doch ich konnte nichts genaueres erkennen, und plötzlich sah ich vor meinem inneren Auge Rose Bellton, so deutlich wie nie zuvor. Ich erinnerte mich an ihr schimmerndes Haar, an diese feinen Züge, an ihre zarten Lippen, an ihre glänzenden, hübschen Augen. Jedes Detail dieser Schönheit schien noch einmal gesehen werden zu wollen, mit glänzendem Licht erschien sie mir in meinen Gedanken. Und dann war dieses Bild wieder weg, so schnell, wie es gekommen war. Stattdessen machte sich Angst in mir breit, Panik durchzuckte meine Blutadern wie Blitze.
Meine Beine schienen zu schwach, also klammerte ich mich am Fensterbrett fest und ließ mich auf den Boden fallen. Dort fiel ich in einen tiefen Schlaf und träumte von Rose, von der surrenden Gewissheit begleitet, dass sie tot war und dass ich sie nie wieder sehen würde, dass ich nie wieder ihr Haar berühren würde, ihren Geruch nie mehr wahrnehmen würde.

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